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Europäische Demokratie: Kommission legt neue Gesetze zu politischer Werbung, Wahlrechten und Parteienfinanzierung vor

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Die Europäische Kommission hat als Teil der Maßnahmen zum Schutz der Wahlintegrität und einer offenen demokratischen Debatte einen Vorschlag zur Transparenz und Ausrichtung politischer Werbung vorgelegt. Die vorgeschlagenen Regeln würden erfordern, dass jede politische Werbung eindeutig als solche gekennzeichnet ist und Informationen darüber enthält, wer und wie viel dafür bezahlt hat. Politische Targeting- und Verstärkungstechniken müssten öffentlich in noch nie dagewesener Ausführlichkeit erklärt werden und wären bei der Verwendung sensibler personenbezogener Daten ohne ausdrückliche Zustimmung des Einzelnen verboten. Die Kommission schlägt außerdem vor, die geltenden EU-Vorschriften zu den „mobilen Bürgern“ der EU und ihrem Wahlrecht bei Europa- und Kommunalwahlen sowie zu europäischen politischen Parteien und Stiftungen zu aktualisieren.

Werte und Transparenz Vizepräsidentin Vera Jourová sagte: „Wahlen dürfen kein Wettbewerb aus undurchsichtigen und intransparenten Methoden sein. Die Leute müssen wissen, warum sie eine Anzeige sehen, wer dafür bezahlt hat, wie viel, welche Mikro-Targeting-Kriterien verwendet wurden. Neue Technologien sollten Werkzeuge der Emanzipation sein, nicht der Manipulation. Dieser ehrgeizige Vorschlag wird dem politischen Wahlkampf ein beispielloses Maß an Transparenz verleihen und die undurchsichtigen Targeting-Techniken einschränken.“

Justizkommissar Didier Reynders sagte: „Faire und transparente Wahlen sind ein wesentlicher Bestandteil einer lebendigen und funktionierenden Gesellschaft. Deshalb müssen wir eine inklusive und gleichberechtigte Teilnahme an den Wahlen zum Europäischen Parlament 2024 und an Kommunalwahlen in der gesamten EU unterstützen. Mit dem Vorschlag zur politischen Werbung sichern wir die Verwendung personenbezogener Daten im Zusammenhang mit politischem Targeting und schützen den demokratischen Prozess. Gemeinsam machen wir Fortschritte in unserer gemeinsamen Arbeit für die Demokratie.“

Klare Regeln zur Transparenz und Ausrichtung politischer Werbung

Im Zuge der digitalen Transformation müssen Menschen leicht unterscheiden können, ob sie bezahlte politische Inhalte – offline oder online – betrachten, und an offenen Debatten teilnehmen können, frei von Desinformation, Einmischung und Manipulation. Die Leute sollten klar erkennen können, wer eine politische Anzeige gesponsert hat und warum. Zu den wichtigsten Maßnahmen der vorgeschlagenen Verordnung zur Transparenz und Ausrichtung politischer Werbung gehören:

  • Umfang: Politische Anzeigen umfassen Anzeigen von, für oder im Namen eines politischen Akteurs sowie sogenannte themenbezogene Anzeigen, die das Ergebnis einer Wahl oder eines Referendums, eines Gesetzgebungs- oder Regulierungsverfahrens oder des Wahlverhaltens beeinflussen können.
  • Transparenzetiketten: Bezahlte politische Werbung muss eindeutig gekennzeichnet sein und eine Reihe wichtiger Informationen enthalten. Dazu gehören der prominent angebrachte Name des Sponsors und ein leicht abrufbarer Transparenzhinweis mit (1) dem für die politische Werbung ausgegebenen Betrag, (2) den Quellen der verwendeten Mittel und (3) einem Bezug zwischen der Werbung und den entsprechenden Wahlen oder Referenden.
  • Strenge Bedingungen für Targeting und Amplifikation: Politische Targeting- und Verstärkungstechniken, die sensible personenbezogene Daten wie ethnische Herkunft, religiöse Überzeugungen oder sexuelle Orientierung verwenden oder darauf schließen, werden verboten. Solche Techniken werden nur nach ausdrücklicher Zustimmung einer betroffenen Person erlaubt. Targeting könnte auch im Rahmen legitimer Aktivitäten von Stiftungen, Verbänden oder gemeinnützigen Einrichtungen mit politischen, weltanschaulichen, religiösen oder gewerkschaftlichen Zielen zulässig sein, wenn es auf ihre eigenen Mitglieder abzielt. Erstmals ist es verpflichtend, in den Anzeigen eindeutig anzugeben, auf welcher Grundlage die Person angesprochen wird und welche Personengruppen unter anderem nach welchen Kriterien und mit welchen Verstärkungsinstrumenten oder Methoden angesprochen wurden. Organisationen, die politisches Targeting und Verstärkung nutzen, müssen eine interne Richtlinie zum Einsatz solcher Techniken verabschieden, anwenden und veröffentlichen. Wenn nicht alle Transparenzanforderungen erfüllt werden können, kann eine politische Anzeige nicht veröffentlicht werden.
  • Bußgelder bei Verstößen: Die Mitgliedstaaten werden verpflichtet sein, wirksame, verhältnismäßige und abschreckende Geldbußen zu verhängen, wenn gegen die Transparenzvorschriften für politische Werbung verstoßen wird. Gemäß der vorgeschlagenen Verordnung werden die nationalen Datenschutzbehörden insbesondere die Verwendung personenbezogener Daten bei der politischen Ausrichtung überwachen und sind befugt, im Einklang mit den EU-Datenschutzvorschriften Geldbußen zu verhängen.

Aktualisierung der EU-Vorschriften zu politischen Parteien und Stiftungen der EU sowie zum Wahlrecht

Die Kommission hat auch vorgeschlagen, die EU-Vorschriften zur Finanzierung europäischer politischer Parteien und Stiftungen zu überarbeiten. Der derzeitige Rechtsrahmen wies eine Reihe von Schlupflöchern auf, die die Parteien und Stiftungen daran hinderten, ihren Auftrag zu erfüllen und die Stimme der EU-Bürger zu vertreten. Die Aktualisierungen der Verordnung sollen die Interaktionen europäischer politischer Parteien mit ihren nationalen Mitgliedsparteien und grenzüberschreitend erleichtern, die Transparenz insbesondere in Bezug auf politische Werbung und Spenden erhöhen, übermäßigen Verwaltungsaufwand verringern und die finanzielle Tragfähigkeit europäischer politischer Parteien und Stiftungen erhöhen.

Werbung

Schließlich hat die Kommission vorgeschlagen, die geltenden Vorschriften für Europawahlen und Kommunalwahlen für EU-Bürger zu aktualisieren, die in einem anderen Mitgliedstaat wohnen als ihr Staatsangehörigkeitsstaat („mobile EU-Bürger“). Obwohl es rund 13.5 Millionen dieser Bürger gibt, üben nur sehr wenige ihr Stimmrecht bei Europa- und Kommunalwahlen aus. Um eine inklusive Beteiligung vor den Europawahlen 2024 zu gewährleisten, schlägt die Kommission gezielte Änderungen der bestehenden Richtlinien über das Wahlrecht vor, darunter unter anderem die Verpflichtung, diese Bürger proaktiv über ihre Wahlrechte zu informieren, standardisierte Vorlagen für die Registrierung als Wähler oder Kandidaten zu verwenden sowie die Verwendung der Sprache, die von den mobilen EU-Bürgern, die im Hoheitsgebiet leben, allgemein gesprochen wird. Der Vorschlag enthält auch Garantien für mobile EU-Bürger, die in ihrem Herkunftsland nicht aus dem Wählerverzeichnis gestrichen werden.

Nächste Schritte

Die Vorschläge werden nun vom Europäischen Parlament und dem Rat erörtert. Um sicherzustellen, dass die Wahlen zum Europäischen Parlament 2024 nach höchsten demokratischen Standards stattfinden, sollen die neuen Regeln bis zum Frühjahr 2023, also ein Jahr vor den Wahlen, in Kraft treten und von den Mitgliedstaaten vollständig umgesetzt werden.

Hintergrund

Als Teil ihrer Priorität für einen neuen Schub für die europäische Demokratie in ihr politischen Leitlinien, Präsident von der Leyen angekündigte Legislativvorschläge für mehr Transparenz bei bezahlter politischer Werbung und klarere Regeln für die Finanzierung europäischer politischer Parteien

Im Europäischer Demokratieaktionsplan, angenommen im Dezember 2020, legte die Kommission ihre erste Bewertung der Herausforderungen in Bezug auf politische Werbung und Fragen im Zusammenhang mit neuen Techniken zur gezielten Werbung auf der Grundlage der personenbezogenen Daten der Nutzer vor. Unabhängig davon, ob die Daten ordnungsgemäß erhoben wurden oder nicht, können diese Techniken missbraucht werden, um die Schwachstellen der Bürger auszunutzen. EU-Bürger haben ein Recht auf objektive, offene und pluralistische Informationen. Dies ist besonders relevant, da kürzlich Eurobarometer-Umfrage zeigten, dass fast vier von zehn Europäern mit Inhalten konfrontiert waren, bei denen sie nicht leicht feststellen konnten, ob es sich um eine politische Werbung handelte oder nicht.

Die vorgeschlagene Verordnung baut auf dem einschlägigen EU-Recht auf und ergänzt es, einschließlich der Allgemeine Datenschutzverordnung („DSGVO“) und die vorgeschlagene Gesetz über digitale Dienste (im Folgenden „DSA“), das nach seiner Annahme umfassende Transparenz-, Rechenschafts- und Systemgestaltungsregeln für Werbung auf Online-Plattformen, auch in Bezug auf politische Werbung, festlegen wird. Die Aktualisierung des Verhaltenskodex zur Selbstregulierung zur Desinformation, basierend auf dem kürzlich veröffentlichten Leitlinien der Kommission, wird auch die vorgeschlagene Verordnung ergänzen.

Verordnung über das Statut und die Finanzierung europäischer politischer Parteien und europäischer politischer Stiftungen ist ein neues Gesetz, das nur bei den Wahlen zum Europäischen Parlament 2019 angewendet wurde. Im aktuellen Rechtsrahmen wurden jedoch eine Reihe von Schlupflöchern identifiziert, die europäische politische Parteien und Stiftungen daran hindern, ihren Auftrag zur Schaffung eines europäischen politischen Raums zu erfüllen. Die Kommission legt daher heute einen Vorschlag zur Neufassung dieser Verordnung vor.

EU-Bürger mit Wohnsitz in einem anderen Mitgliedstaat als dem ihrer Herkunft – mobile EU-Bürger – haben das Wahl- und Wahlrecht bei den Wahlen zum Europäischen Parlament und den Kommunalwahlen in ihrem Wohnsitzmitgliedstaat. Ihre Wahlbeteiligung ist jedoch häufig geringer als die von Bürgern, die Staatsangehörige des Aufnahmemitgliedstaats sind. Dies ist teilweise auf komplizierte Registrierungsverfahren in einem Wohnsitzmitgliedstaat oder fehlende klare Informationen über ihre Rechte zurückzuführen. Dies erschwert mobilen EU-Bürgern die Ausübung ihres Stimmrechts und untergräbt damit ihre demokratischen Rechte. Um diese Bedenken auszuräumen, aktualisieren Sie den entsprechenden Rechtsrahmen, nämlich die Richtlinie über das aktive und passive Wahlrecht bei den Wahlen zum Europäischen Parlament und für Richtlinie über die Ausübung des Stimm- und Wahlrechts bei Kommunalwahlen wird vorgeschlagen.

Für mehr Informationen

Fragen und Antworten zur Stärkung der Demokratie und Integrität des Wahlpakets

Factsheet zur europäischen Demokratie: neue Transparenzregeln für politische Werbung und Targeting

Video von Vizepräsidentin Vera Jourová über politische Werbung

Webseite zum Wahlrecht – alle Rechtsakten und Anhänge

Europäischer Demokratieaktionsplan

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EU Reporter veröffentlicht Artikel aus einer Vielzahl externer Quellen, die ein breites Spektrum an Standpunkten zum Ausdruck bringen. Die in diesen Artikeln vertretenen Positionen sind nicht unbedingt die von EU Reporter.

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