US
Sichere Währungsoptionen im Rahmen von Trumps Zollpolitik

Das globale Handelssystem erlebt derzeit den tiefgreifendsten Schock seit dem Zweiten Weltkrieg. Am 2. April trat die von der Trump-Regierung eingeführte „Reziproke Zollpolitik“ offiziell in Kraft und löste eine sofortige Reaktion auf den globalen Märkten aus. Nach Präsident Trumps Entscheidung, viele dieser Zölle auszusetzen, bleibt der globale Aktienmarkt volatil. Wenig überraschend bevorzugen Anleger zunehmend risikoarme Anlagen, wobei sichere Währungen als stabile, werterhaltende Anlagen in turbulenten Zeiten gelten. schreibt Chen Li, Economic Research Fellow bei ANBOUND.
Safe-Haven-Währungen sind typischerweise solche, die ihren Wert in Zeiten erhöhter Unsicherheit entweder halten oder steigern. Diese Währungen profitieren oft von der Stabilität ihrer Volkswirtschaften oder verfügen über Eigenschaften, die über die Politik einzelner Länder hinausgehen. Gängige Beispiele für Safe-Haven-Währungen sind der US-Dollar (USD), der Japanische Yen (JPY), der Schweizer Franken (CHF) und Gold (XAU). Der US-Dollar, die globale Reservewährung mit hoher Liquidität, ist in Zeiten wirtschaftlicher Turbulenzen häufig die bevorzugte Anlage und profitiert vom „Cash is King“-Effekt. Der Japanische Yen, gestützt durch Japans Niedrigzinsumfeld, seinen Leistungsbilanzüberschuss und seine wirtschaftliche Stabilität, ist eine weitere beliebte Safe-Haven-Währung. Auch der Schweizer Franken ist aufgrund seiner politischen Neutralität, seiner geringen Verschuldung und seines stabilen Finanzsystems gefragt. Gold ist zwar keine Fiatwährung, wird aber aufgrund seines dauerhaften Wertes und seiner Fähigkeit, in Krisenzeiten als Absicherung gegen Inflation und Währungsabwertung zu dienen, als „grenzenlose Währung“ angesehen. Obwohl alle diese Vermögenswerte als sichere Häfen gelten, weist jede von ihnen eine einzigartige Anlagedynamik auf, die angesichts der anhaltenden finanziellen und geopolitischen Volatilität eine genauere Betrachtung erfordert.
Der US-Dollar, die wichtigste globale Handels- und Reservewährung, zeichnet sich durch seine Liquidität aus und ist daher in Krisenzeiten ein bevorzugter sicherer Hafen. Angesichts des eskalierenden Handelskriegs der USA bleibt die Attraktivität des Dollars ungebrochen. Viele Anleger haben sich aus US-Aktien zurückgezogen und in sicherere, auf Dollar lautende Anlagen wie US-Staatsanleihen investiert. Die relativ hohen Kuponrenditen dieser Anleihen haben langfristiges Kapital, darunter auch Staatsfonds, angezogen. Die jüngste Zusage der US-Notenbank, die Zinssätze kurzfristig unverändert zu lassen, hat zudem zur Stabilisierung des Dollars beigetragen und US-Staatsanleihen vorerst attraktiv gehalten. Die Haushaltslage in den USA gibt jedoch zunehmend Anlass zur Sorge. Das Haushaltsdefizit des Bundes für die ersten fünf Monate des Haushaltsjahres 2025 erreichte 1.15 Billionen US-Dollar, ein Anstieg von 38 % gegenüber dem Vorjahr. Grund dafür sind steigende Schuldendienstkosten und Sozialausgaben. Diese expansive Haushaltspolitik, verbunden mit möglichen Zinssenkungen durch die Fed, gibt Anlass zur Sorge um die langfristige Kreditwürdigkeit des Dollars. Zudem wächst das Risiko einer Stagflation in der US-Wirtschaft weiter. Der Verbrauchervertrauensindex fiel im März auf ein Zweijahrestief, und die Kerninflation erreichte im Februar 2.8 %. Trumps Zollpolitik könnte die Inflation um weitere 0.5 bis 1 Prozentpunkte erhöhen und die Stärke des Dollars weiter schwächen. Langfristig könnte der Dollar an Wert verlieren, da sich das US-Wirtschaftswachstum verlangsamt und Zinssenkungen wahrscheinlicher werden. Kurzfristige Risiken könnten zwar nachlassen, Fonds dürften jedoch künftig diversifizierte Allokationen anstreben.
Andererseits wird der Status des japanischen Yen als sichere Währung im aktuellen Umfeld durch mehrere Faktoren gestärkt. Traditionell war der Yen eine wichtige Finanzierungswährung für globale Carry Trades, da Japans langjährige Null- oder Negativzinspolitik ihn zu einer kostengünstigen Kreditoption macht. Da die Bank of Japan (BOJ) jedoch die Zinsen schrittweise anhebt, steigen die Kosten der Yen-Finanzierung, und die Abwicklung von Währungs-Carry Trades wird deutlicher. Mit der Abkehr der BOJ von ihrer Politik der quantitativen Lockerung hat sich die Carry-Rendite von Yen-Anlagen verbessert, was weitere Investoren anzieht. Dieser Politikwechsel, kombiniert mit Japans wirtschaftlicher Widerstandsfähigkeit und seiner weniger handelsabhängigen Wirtschaft, positioniert den Yen als attraktive sichere Anlage. Das annualisierte Wachstum der japanischen Wirtschaft von 2.2 % im vierten Quartal 4, angetrieben von der starken Binnennachfrage, macht Japan weniger anfällig für externe Schocks wie den anhaltenden Handelskrieg. Darüber hinaus stärkt die geringe Korrelation des Yen mit der europäischen Wirtschaft seine Rolle als Instrument zur Risikoabsicherung.
Der Schweizer Franken ist eine weitere wichtige Fluchtwährung. Nach der Zinssenkung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) hat die Attraktivität des Frankens im Vergleich zum Yen etwas abgenommen, dennoch bleibt er ein starker Kandidat für diejenigen, die Sicherheit suchen. Da die EU-Wirtschaft aufgrund der US-Zölle unter Druck steht, ist die Schweiz ein zunehmend attraktives Ziel für Gelder, die aus der Eurozone abgezogen werden. Ähnlich wie während der europäischen Schuldenkrise 2011 hat der Schweizer Franken in Zeiten europäischer Turbulenzen deutlich an Wert gewonnen. Die SNB könnte jedoch eingreifen, um eine übermäßige Währungsaufwertung zu verhindern. Aufgrund der geringeren Marktgröße und Liquidität des Schweizer Frankens eignet er sich eher für regionale als für globale Fluchtwährungen.
Gold, ein einzigartiger, nicht-währungsgebundener sicherer Hafen, verdient eine gesonderte Betrachtung. Obwohl Gold keine Fiatwährung ist, gilt es seit langem als grenzenloser Wertspeicher. Inmitten von Aktienmarktrückgängen, steigenden Inflationserwartungen und eskalierenden Handelsspannungen stiegen die Goldpreise sprunghaft an und überstiegen die Marke von 3,100 USD pro Unze, was einem Anstieg von 18 % seit Jahresbeginn entspricht. Daten von Ende März zeigen, dass die Goldlieferungen an der New York Commodities Exchange (COMEX) 44.5 Millionen Unzen erreichten, was das panikgetriebene Kaufverhalten in Zeiten von Marktkrisen widerspiegelt. Der Hauptvorteil von Gold liegt in seinem nichtstaatlichen Charakter, der es immun gegen die Politik einzelner Länder macht und als natürliche Absicherung gegen Inflation und Währungsabwertung dient. Gold hat jedoch auch Nachteile, darunter mangelnde Rendite, höhere kurzfristige Preisvolatilität und geringere Liquidität im Vergleich zu traditionellen Währungen. Daher wird Gold oft eher als ergänzende Anlage denn als primäre sichere Anlage betrachtet.
Insgesamt bleibt der Status des US-Dollars als sicherer Hafen trotz des eskalierenden globalen Handelskonflikts erhalten, ist jedoch aufgrund der inländischen wirtschaftlichen Stagflation und fiskalischer Risiken eingeschränkt. Im Gegensatz dazu weist der Yen, gestützt durch geldpolitische Kursänderungen, die Auflösung von Carry Trades und eine robuste Binnennachfrage, stärkere Vorteile als sicherer Hafen auf. Gold als „grenzenloses Anlagegut“ bietet Anlegern ein wichtiges Instrument zur Risikodiversifizierung über währungsbasierte sichere Häfen hinaus.
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