Russland
Die veränderte Dynamik des Normalisierungsprozesses zwischen den USA und Russland

Seit Donald Trumps Amtsantritt endete der Russland-Ukraine-Konflikt zwar nicht wie im Wahlkampf versprochen, doch Anfang 2025 zeichneten sich deutliche Veränderungen ab. Der Verlauf des Konflikts wird zunehmend von der Dynamik zwischen den USA und Russland geprägt. Für Trump und seine Regierung scheint die Normalisierung der Beziehungen zwischen den USA und Russland Vorrang vor dem Friedensprozess in der Ukraine zu haben. Die Lösung des Krieges ist in gewisser Weise eher ein sekundäres Ergebnis dieser umfassenderen Bemühungen um eine Neuordnung der Beziehungen zwischen den beiden Mächten. schreibt He Yan, Forscher bei ANBOUND.
Ein wichtiger Meilenstein in diesem Prozess war die erste Runde hochrangiger Gespräche am 18. Februar 2025 in Riad, Saudi-Arabien. Beide Seiten einigten sich auf einen Vier-Punkte-Konsens: Wiederherstellung der diplomatischen Beziehungen, Lösung des Russland-Ukraine-Konflikts, Auslotung geopolitischer Kooperationsmöglichkeiten und Wiedereinstellung des Botschaftspersonals. Russlands diplomatischer Ansatz bleibt zweigleisig: Ein Team vertritt eine harte Linie, das andere plädiert für Mäßigung. So erklärte beispielsweise Dmitri Medwedew, stellvertretender Vorsitzender des russischen Sicherheitsrats, dass sich eine vollständige Normalisierung unter den gegenwärtigen Bedingungen „über Jahrzehnte hinziehen“ werde, und machte dafür die anhaltenden Krisen der Biden-Regierung verantwortlich.
Nach den Gesprächen in Riad erklärte der russische Außenminister Sergej Lawrow jedoch, der Normalisierungsprozess habe offiziell begonnen und es gebe „spürbare Fortschritte“. Auf US-Seite betonten Politiker wie Außenminister Marco Rubio die symbolische Bedeutung der Gespräche, ließen aber keine substanziellen Fortschritte erkennen. Dies deutet darauf hin, dass der Prozess zwar begonnen habe, sich aber noch in einem frühen Stadium befinde. Russlands bisherige harte Rhetorik war vermutlich Teil einer diplomatischen Taktik.
Am 10. April fand in Istanbul die zweite Runde der amerikanisch-russischen Gespräche statt. Im Mittelpunkt stand die Wiederaufnahme des Botschafts- und Konsularbetriebs. Die Sprecherin des US-Außenministeriums, Tammy Bruce, betonte, die Ukraine stehe nicht auf der Tagesordnung und eine Normalisierung werde erst nach Frieden zwischen Russland und der Ukraine erfolgen. Dies spiegelt die allgemeine Haltung des von Rubio geführten US-Außenministeriums wider, spiegelt jedoch möglicherweise nicht die gesamte Sichtweise der Trump-Administration wider. Interessanterweise erklärte Dmitri Peskow, Pressesprecher von Präsident Putin, am 14. April, Russland und die USA befänden sich in der Anfangsphase einer Normalisierung ihrer Beziehungen.
Als sich diese Verhandlungen vertieften, begann Putin, Schlüsselfiguren aus seinem diplomatischen Kreis einzusetzen. Im April 2025 besuchte Kirill Dmitriev, Chef des russischen Staatsfonds, Washington zu Gesprächen mit Persönlichkeiten wie Steve Witkoff und Marco Rubio. Dmitriev, der als einflussreicher Lobbyist und wichtiges Mitglied von Putins innerem Zirkel gilt, pflegt seit langem Verbindungen zu Trumps Verbündeten, selbst auf dem Höhepunkt des Ukraine-Krieges. Seine zunehmende öffentliche Rolle signalisiert eine mögliche Wende in den Beziehungen zwischen den USA und Russland.
Geopolitisch gesehen scheint China kein großes Hindernis für diesen Prozess zu sein. Russland könnte seine Beziehungen zu China sogar als Druckmittel in den Verhandlungen mit den USA nutzen. Während des Zollkriegs zwischen den USA und China bot Russland den USA an, sie vor den stärksten Vergeltungsmaßnahmen Chinas zu schützen, wie etwa dem Export seltener Erden und Boeing-Flugzeugen. 2025 bekräftigte Russland seine Bereitschaft, die USA mit seltenen Erden zu beliefern und bot sogar an, diese zu verarbeiten und die Umweltkosten zu tragen. Dieses diplomatische Manöver unterstreicht Russlands flexible Doppelstrategie, die sowohl China als auch die USA in einer Weise einbindet, die seinen Interessen dient.
Es ist klar, dass die USA und Russland als Großmächte ihre bilateralen Beziehungen neu definieren. Tief verwurzelte Widersprüche in Bereichen wie strategischem Wettbewerb, nuklearer Rüstungskontrolle und geopolitischem Einfluss werden jedoch voraussichtlich bestehen bleiben. Der Normalisierungsprozess dürfte langwierig, komplex und mit Rückschlägen behaftet sein. Dennoch scheint der Weg zu dieser Normalisierung zunehmend unausweichlich, da sich der Prozess beschleunigt, und eine Neudefinition der Beziehungen ist nun eher eine Frage des „Wann“ als des „Ob“.
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