Klimawandel
Menschen zusammenbringen für „Klimaschutzmaßnahmen, die für Sie funktionieren“
Europas künftige Wettbewerbsfähigkeit, sein Wohlstand und seine Widerstandsfähigkeit lassen sich nur durch Klimaschutzmaßnahmen erreichen, die auf branchenübergreifender Zusammenarbeit und der Stärkung der Gemeinschaften beruhen.
Am 30. September 2025 nahmen mehr als 1,600 Menschen an einer hochrangigen Konferenz teil, die unter dem Motto Klimaschutz, der für Sie funktioniert: Eine Agenda für Wettbewerbsfähigkeit, Wohlstand und Resilienz.
Die Veranstaltung brachte politische Entscheidungsträger, Wirtschaftsführer und Vertreter der Zivilgesellschaft zusammen, um über die aktuelle Klimapolitik nachzudenken und den Austausch und die Zusammenarbeit für eine größere Wirkung weiter zu intensivieren. Mit Präsidentin von der Leyen und Kommissar Hoekstra als Rednern der Kommission bot der Tag Gelegenheit zum Nachdenken und Diskutieren über die Zukunft des Klimaschutzes.
Die Veranstaltung fand zu einem bedeutsamen Zeitpunkt statt: zehn Jahre nach dem Pariser Abkommen, sechs Jahre nach Inkrafttreten des europäischen Grünen Deals und kurz vor der Verabschiedung des EU-Klimaziels für 2040. Ziel war es, eine Bestandsaufnahme der bisherigen Fortschritte von Unternehmen, Regierungen und Gemeinden in ganz Europa vorzunehmen und die Verknüpfung von Klimaschutzmaßnahmen, wirtschaftlicher Wettbewerbsfähigkeit und gesellschaftlicher Resilienz zu stärken.
Mit rund 40 Rednern, 12 Ausstellern, die EU-Initiativen zum Klimaschutz vorstellten, und der Möglichkeit für alle Teilnehmer, sich an der Diskussion zu beteiligen, bot die Veranstaltung umfassende Einblicke in die Ansichten der Akteure zu Klimapolitik und -maßnahmen in allen gesellschaftlichen Bereichen. Die Beiträge, die im Folgenden in den wichtigsten Punkten zusammengefasst sind, werden in die Weiterentwicklung der EU-Klimapolitik und den weiteren Austausch mit allen Akteuren einfließen.
Klimaschutz im Mittelpunkt der europäischen Antwort auf neue Herausforderungen
Bald trifft sich die Welt zur COP30. Unsere Botschaft ist klar: Europa hält Kurs. Doch um diesen Kurs zu halten, brauchen wir Sie alle. Gemeinsam machen wir Europa nicht nur zum ersten klimaneutralen Kontinent, sondern auch zum wettbewerbsfähigsten, wohlhabendsten und sichersten.
Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission
Im Laufe des Tages betonten die Redner, dass der Übergang zu einer Netto-Null-Energiewende und Maßnahmen zum Klimaschutz weit mehr als nur ökologische Erfordernisse seien – sie seien auch Quellen der Wettbewerbsfähigkeit, Energieunabhängigkeit und Souveränität im heutigen herausfordernden – ja sogar feindseligen – wirtschaftlichen und geopolitischen Kontext.
Die mit der Energiewende verbundene industrielle Wettbewerbsfähigkeit und Modernisierung sowie die Stellung Europas in der Weltwirtschaft gehörten auch zu den am häufigsten gestellten Fragen der Teilnehmer während der Veranstaltung. Die Redner reagierten auf Fragen wie die Frage, wie die EU dazu beitragen kann, einen fairen Wettbewerb bei sauberen Technologien sicherzustellen, Abhängigkeiten in den Lieferketten zu vermeiden oder ihre Ansätze in der Klimadiplomatie an neue geopolitische Realitäten anzupassen.
Klare politische Signale und die richtigen Bedingungen für den Übergang
Die Redner betonten, wie wichtig klare, vorhersehbare und stabile politische Rahmenbedingungen für den Übergang seien. Unternehmen und öffentliche Einrichtungen in der gesamten EU haben sich auf den Weg gemacht, benötigen aber regulatorische Sicherheit und Investitionssicherheit, um langfristig planen und ihre Anstrengungen auf die Bereiche konzentrieren zu können, in denen sie am wichtigsten sind.
Einige Teilnehmer äußerten Bedenken hinsichtlich des wahrgenommenen Schwankens der EU-Klimaziele, während andere betonten, wie wichtig es sei, langfristige Ziele zu verfolgen und gleichzeitig den Übergang für diejenigen zu erleichtern, die vor Herausforderungen stehen. Es sei entscheidend, das richtige Gleichgewicht zwischen Vereinfachung und klarer Regulierung zu finden.
Wir halten an unseren Klimazielen fest und begrüßen gleichzeitig die Verbesserung des Vorschlags [für das Emissionsreduktionsziel der EU bis 2040]. Wir müssen sicherstellen, dass Klimalösungen günstiger, attraktiver und kostengünstiger werden.
Wopke Hoekstra, Kommissar für Klima, Netto-Null und sauberes Wachstum
Viele stellten zudem fest, dass der Übergang zu Netto-Null-Emissionen zwar voranschreitet, jedoch in den einzelnen Mitgliedstaaten, Regionen und Sektoren ungleichmäßig verläuft. Die politischen Maßnahmen müssen klar kommuniziert werden und die unterschiedlichen wirtschaftlichen und sozialen Umstände berücksichtigen, die entweder Chancen eröffnen oder den Fortschritt behindern können. Die Umsetzung muss von Pragmatismus geleitet sein, lokales Fachwissen und Kreativität nutzen und niemanden zurücklassen.
„Wenn man sich umschaut, sieht man, dass in jedem Mitgliedstaat ein anderes Tempo herrscht. (...) Es gibt keine Einheitslösung.“
Danuše Nerudová, Mitglied des Europäischen Parlaments, Europäische Volkspartei (EVP)
Europas Zukunft im Bereich der sauberen Technologien hängt von klaren Regeln, intelligenten Investitionen, der Akzeptanz der Bürger und einer engen Zusammenarbeit zwischen Ländern und Branchen ab. Wichtige Faktoren für eine Beschleunigung des Übergangs zu sauberen Technologien sind ein einfacherer Zugang zu Finanzmitteln, der Ausbau der Infrastruktur, eine Reform des Strommarktes, schnellere Genehmigungsverfahren und die Unterstützung der Skalierung von Technologien wie Wasserstoff und grünem Stahl.
Konkrete Beispiele – von der Einführung von Wärmepumpen in Tschechien bis hin zu groß angelegten Investitionen in sauberen Stahl in Schweden – verdeutlichten, wie die richtige Mischung unterstützender Bedingungen dazu beiträgt, dass die Vorteile der Energiewende sowohl für Bürger als auch für Unternehmen spürbar werden.
Auch die Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten, den Lieferketten und zwischen großen und kleinen Unternehmen wurde als entscheidend für die Verbreitung erfolgreicher Modelle und Innovationszentren über die Landesgrenzen hinaus angesehen.
Investitionen und wirtschaftliche Anreize an den Klimazielen ausrichten
Auf die Frage, wie wir den Weg zu einer Netto-Null-Wirtschaft am besten beschleunigen können, nannten die Teilnehmer die Mobilisierung von Investitionen im Einklang mit den Klimazielen (57 %) und die Sicherung erschwinglicher sauberer Energie (44 %) als vorrangig.

Textversion
Der Zugang zu erschwinglichem Kapital erwies sich als übergreifende Priorität, um Investitionen in die Dekarbonisierung zu ermöglichen und die Wettbewerbsfähigkeit der EU zu sichern. Planbare Finanzierungen und innovative Finanzierungsmechanismen zur Risikominimierung von Investitionen sind wichtig, um Kostenlücken zu schließen und Technologien wie grünen Wasserstoff und kohlenstoffarmen Stahl zu fördern.
Die Redner wiesen darauf hin, dass die Energiepreise sowohl für die Industrie als auch für die Verbraucher weiterhin Anlass zur Sorge geben. Um den hohen Energiekosten entgegenzuwirken und die Industrie dabei zu unterstützen, in Europa weiterhin kosteneffizient zu produzieren, ist es notwendig, die Reform des Energiemarktes abzuschließen und die Energieeffizienz zu verbessern.
Auch die Politik und Regulierung der EU trägt dazu bei, die Entstehung stabiler Leitmärkte und Marktsignale zu fördern, die dazu beitragen, die Nachfrage von Industrie und Verbrauchern nach sauberen Produkten zu stärken, beispielsweise durch nachfrageorientierte Instrumente wie harmonisierte Normen oder Kriterien für die öffentliche Auftragsvergabe.
„KMU sind das Rückgrat der europäischen Wirtschaft. Wir müssen uns auch auf sie konzentrieren, nicht nur auf die großen Unternehmen. Helfen wir ihnen, Nachhaltigkeit nicht als Belastung, sondern als Chance zu sehen.“
Nađa Dizdarević, CEO und Mitbegründerin von Coolect
Klimarisiken berücksichtigen und Resilienz aufbauen
„Es ist klar geworden, dass die Klimavolatilität kein abstraktes theoretisches Problem mehr ist, sondern zu einer geschäftlichen Realität geworden ist.“
Erika Blanckaert, Senior Public Affairs Manager – Leiterin Nachhaltigkeit, Invest Europe
Europa ist bereits stark von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen, und die Risiken werden voraussichtlich zunehmen. Die gezielte Priorisierung der Klimaresilienz und die Antizipation von Risiken sind entscheidend, um die Sicherheit von Bürgern und Gemeinden zu gewährleisten und die europäische Wirtschaft langfristig robust und wettbewerbsfähig zu halten. Aus makroökonomischer Sicht ist es zudem sinnvoller, in Prävention zu investieren, als für den Wiederaufbau zu zahlen.
Auf die Frage, wie wir den Weg zu einer klimaresistenten Gesellschaft am besten beschleunigen können, erwies sich der Schutz und die Wiederherstellung der Natur (57 %) für die Teilnehmer als oberste Priorität.

Textversion
Die Redner betonten, dass Klimarisiken zunehmend zu einem integralen Bestandteil der Entscheidungsfindung von Unternehmen, Finanzinstituten und Behörden werden. Dies zeige sich beispielsweise daran, dass sich die Zahl der Unternehmen, die sich im vergangenen Jahr für eine Versicherung gegen Naturkatastrophen entschieden, verdoppelt habe.
Finanzinstitute spielen eine Schlüsselrolle bei der Lenkung von Kapital für zukunftssichere öffentliche und private Investitionen. Ein strategischer Ansatz zur Klimaresilienz kann zudem Innovation und Wachstum fördern, da das Ökosystem an unterstützenden Produkten und Dienstleistungen wächst – mit Chancen in Bereichen wie widerstandsfähiger Infrastruktur, adaptiver Landwirtschaft oder fortschrittlichem Wassermanagement.
„Das Problem auf die lange Bank zu schieben und zu zögern, ist kostspieliger. Es führt nur zu mehr Marktvolatilität und macht drastischere Maßnahmen erforderlich. Wenn Banken [Klima- und Naturrisiken] gut managen können, können sie diese auch angemessen bepreisen. Dann fließt das Geld effizient und effektiv in Investitionen, die den Übergang ermöglichen.“
Frank Elderson, Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zentralbank
Reale Lösungen weisen den Weg, in der EU und weltweit
Klimaschutz wird immer noch weithin als Einschränkung unserer Wirtschaft und unseres Lebens wahrgenommen. Wir müssen ihn in ein Fortschrittsprojekt verwandeln. Warum ist Klimaschutz für alle wirksam? Das müssen wir zeigen. Wir müssen über Reden und Diskurse hinausgehen und es konkret zeigen.
François Gemenne, Professor, École des Hautes Études Commerciales de Paris (HEC) und Direktor, Hugo-Observatorium, Universität Lüttich
Veränderer aus Wirtschaft, Kommunalverwaltung und Zivilgesellschaft tauschten praktische Lösungen und innovative Ansätze aus, um den Klimaschutz voranzutreiben und wirtschaftliche und soziale Vorteile zu erzielen. Diese reichten von Lösungen für erneuerbare Energien und zirkulären Geschäftsmodellen bis hin zu naturbasierten Anpassungsprojekten und nachhaltiger städtischer Mobilität.
Die Redner präsentierten Beispiele für Produkte und Dienstleistungen, die auf den Wandel abgestimmt sind. So trägt beispielsweise eine effiziente Dämmung dazu bei, die Gebäudeemissionen zu reduzieren, die Energiekosten der Verbraucher zu senken und Energiearmut zu bekämpfen. Junge Unternehmer ermutigten KMU, die Klimapolitik als Ideenquelle für die Entwicklung neuer Produkte oder die Optimierung ihrer Betriebsabläufe zu betrachten, beispielsweise durch eine effektive ESG-Berichterstattung.
In den Diskussionen ging es auch um die Herausforderung, die öffentliche Besorgnis über den Klimawandel in konkrete Maßnahmen umzusetzen: Die klare Mehrheit der Bürger unterstützt Klimaschutzmaßnahmen, die verstärkt werden sollten. Um erfolgreich zu sein, müssen Maßnahmen unter enger Einbindung der lokalen Bevölkerung konzipiert werden. Ein wiederkehrendes Thema war die Bedeutung der Förderung der Zusammenarbeit und der Replikation erfolgreicher Modelle, um die Wirkung zu steigern.
„Wenn man Leute mit ins Boot holt, kann man viel ehrgeiziger sein und viel mehr erreichen.“
Baptist Vlaeminck, Life PACT-Projektkoordinator, Stadt Leuven, Belgien
Abschließend wurde in dem Gespräch die Notwendigkeit globaler Partnerschaften und eines nachhaltigen Handels hervorgehoben. Dies verdeutlichte, dass eine Zusammenarbeit zwischen Regionen und Sektoren vielfältige und gegenseitige Vorteile mit sich bringen und gleichzeitig die Emissionen senken kann.
Im Rahmen der EU-Klimadialoge mit Kanada, Südkorea und Indien zeigten die Beteiligten, wie praktische Dialoge mit mehreren Interessengruppen Ambitionen in die Tat umsetzen können – von der Methanreduzierung und der Entwicklung von Offshore-Windenergie bis hin zur Dekarbonisierung der Industrie. Die Teilnehmer betonten die wirtschaftlichen Vorteile der Klimawende und betonten, dass gemeinsames Lernen, lokale Anpassung und nachhaltige Lieferketten unerlässlich seien.
Fazit
Die Veranstaltung bekräftigte das Engagement der Europäischen Kommission, bis 2050 Klimaneutralität und Klimaresilienz zu erreichen, und unterstrich die breite Unterstützung für dieses Vorhaben. Im Mittelpunkt der Gespräche stand die Integration von Umweltzielen mit Wirtschaftswachstum und sozialer Gerechtigkeit.
Die Redner betonten die Bedeutung von Innovation, politischer Stabilität und dem Engagement des Privatsektors für die Transformation hin zu einer sauberen Wirtschaft. Die vorgestellten Klimainitiativen demonstrierten die konkreten Vorteile und die Machbarkeit nachhaltiger Projekte und betonten dabei die Stärkung der lokalen Gemeinschaft und die Einbindung der Bevölkerung.
In den Diskussionen wurde die Notwendigkeit klarer finanzieller Rahmenbedingungen und einer soliden Berichterstattung betont, um Investitionen an den Klimazielen auszurichten und Risiken wirksam zu managen.
Insgesamt rief die Veranstaltung zu einer fortgesetzten Zusammenarbeit aller Sektoren auf, um durch praktische Lösungen, globale Partnerschaften und Basisinitiativen eine nachhaltige Zukunft zu fördern. Die EU wird im globalen Kampf gegen den Klimawandel weiterhin mit gutem Beispiel vorangehen und dafür sorgen, dass der Klimaschutz auch für Sie von Nutzen ist.
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