Klimawandel
Europas Klimaabrechnung
Im November findet in Belém, Brasilien, die 30. Klimakonferenz der Vereinten Nationen (COP30) statt. Bis vor kurzem war die Europäische Union wurde der treibende Faktor hinter der globalen Klimapolitik, aber die Tage der EU als selbsternannter „Klimaführer“ scheinen vorbei zu sein, nach einem großen fallen lassen das Interesse der europäischen Wähler und nationalen Politiker an der Klimapolitik der EU, schreibt Pieter Cleppe.
Dies ist teilweise auf Trumps Zölle und Haushaltskürzungen als Reaktion auf den Krieg in der Ukraine und die daraus resultierenden erhöhten Verteidigungsausgaben zurückzuführen. Ein weiterer wichtiger Faktor sind die Entwicklungen in Deutschland. Das Land befindet sich in einer tiefen Wirtschaftskrise. Im Zentrum steht nicht nur der Verlust des billigen russischen Gases, sondern auch die kostspielige europäische Klimapolitik. Der Erdgaspreis in der EU ist etwa fünfmal so hoch wie in den USA. Die kosten Die Kosten des EU-Emissionshandelssystems, das praktisch einer Klimasteuer gleichkommt, sind mittlerweile etwa doppelt so hoch wie der US-amerikanische Erdgaspreis, der wiederum nur etwa ein Fünftel des EU-Gaspreises beträgt. Das macht die deutsche und europäische Industrie hoffnungslos wettbewerbsunfähig. All dies hat zu einem tiefgreifenden politischen Sinneswandel geführt, in dessen Verlauf auch die deutsche Regierung der EU-Klimapolitik kritischer gegenübersteht.
Im Mittelpunkt steht der Ansatz der EU, die Nutzung fossiler Brennstoffe schrittweise einzustellen, bevor erneuerbare Technologien – Wind- und Solarenergie – ausgereift sind. Wind- und Solarenergie sind vielversprechend, doch die Anpassung des Netzes und die Entwicklung ausreichender Energiespeicherung befinden sich noch in der Entwicklungsphase.
Trotz der gesunkenen Popularität ihrer Klimapolitik hat die Europäische Kommission dennoch ein weiteres Klimaziel vorgeschlagen, diesmal bis 2040. Politiker wie der französische Präsident Emmanuel Macron haben den Stimmungsumschwung bereits erkannt und sind alles andere als begeistert von einer Fortsetzung des „Business as usual“. Wochenlang hatten die Regierungen Frankreichs, Polens und Italiens anspruchsvoll Die Staats- und Regierungschefs der EU sollten zunächst die Frage des neuen Klimaziels für 2040 erörtern, bevor sie im Rat der EU behandelt werden kann, der Institution, in der die europäischen Regierungen im Rahmen des EU-Gesetzgebungssystems zusammenkommen.
Bemerkenswerterweise hat Deutschland nun beigetreten Die skeptischeren Mitgliedstaaten bilden eine Sperrminorität und stellen damit sicher, dass die EU vor dem COP30-Klimagipfel in Brasilien keine Entscheidung zu dieser Angelegenheit treffen kann. Zuvor hatte sich im Europäischen Parlament die rechtsgerichtete Patriotengruppe den Posten des „Berichterstatters“ für dieses Gesetzgebungsdossier gesichert, was als typisch für das alte Klimapolitikmodell der EU gilt.
Mehr Flexibilität
Nicht nur EU-Politiker zwingen die EU-Klimapolitik zu mehr Flexibilität, sondern auch die Gerichte. Anfang September entschied der Europäische Gerichtshof entlassen der österreichischen Regierung Klage Gegen die Einstufung der Kernenergie als nachhaltige Energiequelle wandte sich die Europäische Kommission mit der Begründung, dass sie zu Recht davon ausgegangen sei, dass die Kernenergie unter bestimmten Voraussetzungen zum Klimaschutz beitragen und daher öffentliche Förderung erhalten könne.
Obwohl die Kernenergie kohlenstoffneutral ist, wird sie seit Jahren von mehreren europäischen Regierungen und sogar der Europäischen Kommission feindselig behandelt, obwohl der Euratom-Vertrag letztere gesetzlich zur Förderung der Kernenergie verpflichtet. Deutschland beschloss berüchtigterweise, seinen geplanten Atomausstieg auch nach Putins Einmarsch in die Ukraine fortzusetzen. Dies bedeutete das wahrscheinliche Ende der deutschen Abhängigkeit von billigem russischem Gas und löste eine schwere Energiekrise aus.
Heute hat sogar Deutschland zurückverfolgt auf EU-Ebene gegen die Atomenergie. Auch in Belgien versucht die neue Bundesregierung, die Anfang 2025 die Macht übernahm, möglichst viele der funktionierenden Atomreaktoren des Landes zu retten und kehrt damit die Politik des Atomausstiegs um. In den Niederlanden, Polen und Frankreich wurde in den letzten Jahren ebenfalls der Bau neuer Atomkraftwerke beschlossen.
Eine sich verändernde Debatte
Während das Top-down-Klimapolitikmodell der EU an Unterstützung verliert, gewinnen alternative politische Ansätze an Bedeutung, wobei Innovation und Flexibilität deutlich mehr geschätzt werden. ADIPEC, einer großen internationalen Energiekonferenz, die Anfang November in Abu Dhabi stattfindet, wird das Konzept der „Energieaddition“ aufgegriffen, bei der neben Kohlenwasserstoffen auch Kernenergie, Wasserstoff und andere erneuerbare Energiearten genutzt werden, um den wachsenden Energiebedarf zu decken. Ein wesentlicher Bestandteil dieser Idee ist, dass vor der Abschaffung bestehender Systeme die allgemeine Energiekapazität erhöht werden muss. Mit anderen Worten: Lasst uns zunächst gründliche Alternativen zu fossilen Brennstoffen entwickeln, bevor wir sie schrittweise abschaffen. Da die europäischen Regierungen den starren Ansatz der EU aufgegeben haben, könnte diese alternative Denkweise auf der COP30 nun an Fahrt gewinnen. Insbesondere wird die ADIPEC auch das Potenzial künstlicher Intelligenz (KI) zur Umgestaltung unserer Energiesysteme untersuchen.
Grundsätzlich ist es sinnvoller, technologische Fortschritte zu nutzen, als zu versuchen, die zukünftigen Gewinner im technologischen Wettlauf zu bestimmen. Solarenergie beispielsweise stellt das Stromnetz vor Herausforderungen, und sie Mai haben in Spanien kürzlich sogar zu einem großen Stromausfall geführt. Das heißt aber nicht, dass es dafür keine Lösungen gibt. Gleichzeitig könnten Wasserstoff – als Speicherlösung für Wind- und Solarenergie – und nachhaltige Biomasse durchaus auch ohne die regulatorischen und finanziellen Privilegien, die ihnen die EU gewährt, erfolgreich sein.
Mit dem Voranschreiten von Konferenzen wie ADIPEC 2025 stehen der EU wichtige politische Entscheidungen bevor. Dort nimmt ein neues globales politisches Narrativ der Energieresilienz und der intelligenten Transformation Gestalt an. Ebenso wie die laufenden Debatten. in Spanien darüber, wie man vermeiden Wenn ein weiterer Stromausfall wütet, lautet die Frage nicht, ob es zu Veränderungen kommt, sondern wie schnell Europa seine Klima- und Energiepolitik anpassen kann.
Wichtig ist dabei, dass die EU-Politik das Prinzip der „Technologieneutralität“ respektiert. Das bedeutet: keine Subventionen für Wasserstoff, so vielversprechend diese Lösung auch sein mag. Vielleicht erweist sich die Kernenergie trotz Deregulierung doch als zu teuer, wie ihre Gegner behaupten, und Netzanpassungen erfüllen die Versprechen der Solarenergie-Befürworter. Vielleicht liefert der Markt aber auch ein anderes Ergebnis. In der Vergangenheit war es immer sehr schwierig, hier etwas vorherzusagen, daher sollte Bescheidenheit das Leitprinzip der Politik sein.
Pieter Cleppe ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Property Rights Alliance und Herausgeber von BrusselsReport.eu
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