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Wirtschaft

Drohnenangriffe auf den Düngemittelgiganten NAK Azot bedrohen Europas Ernährungssicherheit

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Eine Reihe ukrainischer Drohnenangriffe auf eine der größten Chemieanlagen Europas löst Alarm aus, da die Versorgung mit Düngemitteln aus Russland – einem der größten Exporteure – auf dem Spiel steht.

Am 8. Juni griffen unbemannte Luftfahrzeuge die Anlage von NAK Azot in Nowomoskowsk (Bild) an, einem wichtigen Hersteller von Stickstoffdüngemitteln im Besitz der in der Schweiz registrierten EuroChem Group AG. Es war der zweite derartige Angriff in den letzten Wochen. Der erste Vorfall am 24. Mai führte möglicherweise zu einer fast zweiwöchigen Schließung des Werks.

Lokale Behörden berichteten nach dem jüngsten Angriff von einem Ammoniakleck und einem Brand. Dabei wurde auch wichtige Infrastruktur, darunter Chemikalienlagertanks, beschädigt. Zwei Menschen wurden verletzt. Vorläufige Schadensschätzungen belaufen sich auf Hunderte Millionen Rubel. Analysten warnen jedoch, dass die strategischen Folgen weitaus schwerwiegender sein könnten.

Europas Düngemittelversorgung in Gefahr

Die jährliche Produktion von NAK Azot übersteigt 1.35 Millionen Tonnen aktiver Düngemittelbestandteile – fast so viel wie der gesamte Düngemittelbedarf Deutschlands, der größten Volkswirtschaft der EU. EuroChem warnte, dass Lieferunterbrechungen aus dem Werk internationale Lieferungen beeinträchtigen könnten, und forderte die Vereinten Nationen zum Eingreifen auf.

Im Jahr 2024 entfielen rund 25 % der Düngemittelimporte der EU auf Russland. Für bestimmte Stickstoffdünger – darunter Harnstoff-Ammoniumnitrat (UAN) und Kalkammonsalpeter (CAN) – ist es praktisch der einzige große Lieferant der Union. Unterbrechungen dieser Lieferungen könnten die Pflanzsaison 2025/26 hart treffen, insbesondere in Frankreich, Belgien und Osteuropa, wo die Produzenten bereits mit geringen Margen zu kämpfen haben.

„Jede längere Störung würde wahrscheinlich die Düngemittelpreise in die Höhe treiben, die Inputkosten für die Landwirte erhöhen und letztlich die Inflation bei den Lebensmitteln für die Verbraucher anheizen“, sagt Alexandra Novak, Agrarökonomin bei der Londoner Denkfabrik Hagman Global Strategies.

Ein strategischer Brennpunkt im Lebensmittel-Energie-Kontext

Die Angriffe auf NAK Azot ereignen sich inmitten allgemeiner Spannungen um die globalen Lebensmittelversorgungsketten. Berichten zufolge erwägt der Kreml einen Rückzug aus der von den Vereinten Nationen und der Türkei vermittelten Schwarzmeer-Getreideinitiative. Dies könnte die ukrainischen Getreideexporte einschränken und die Ernährungsunsicherheit in Afrika und im Nahen Osten verschärfen.

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Analysten befürchten einen geopolitischen Übergriff, der eine doppelte Krise auslösen könnte: Der Mangel an Düngemitteln würde die Produktion in Europa einschränken und Getreideknappheit würde die Nettoimportländer weltweit treffen.

Die Zukunft der Düngemittellogistik mit hohem Risiko

Da die Kapazitäten von NAK Azot nicht mehr auf dem Markt sind, steigt der Druck auf alternative Anbieter, darunter Produzenten in Nordafrika und der Golfregion. Eine schnelle Ausweitung ist jedoch nicht garantiert. Unterdessen könnte die EU gezwungen sein, den Aufbau strategischer Mineraldüngerreserven in Erwägung zu ziehen – ähnlich wie sie bereits nach dem Energieschock 2022 auf dem Gasmarkt aktiv geworden war.

Der aktuelle Konflikt unterstreicht die fragile gegenseitige Abhängigkeit zwischen Landwirtschaft und globaler Sicherheit – ein einziger Drohnenangriff kann die Lieferketten von russischen Fabriken bis hin zu europäischen Feldern und afrikanischen Häfen erschüttern.

Ein europäischer Diplomat drückte es so aus: „Der Krieg hat einen Punkt erreicht, an dem Chemie und Brot keine getrennten Bereiche mehr sind – sie sind jetzt ein und dasselbe.“

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