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Verteidigung

Der Verteidigungsoffensive der EU mangelt es an Plan und politischem Mandat

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Fast 30 Jahre sind seit dem Scheitern der letzten gemeinsamen Verteidigungsinitiative vergangen. Europas militärische Macht ist dadurch schwächer denn je. Die im Saint-Malo-Abkommen versprochene „Hard Power“ entpuppte sich als Illusion, die Europäische Verteidigungsagentur (EVA) war weitgehend wirkungslos und die EU-Kampfverbände waren eher eine Papierarmee als eine einsatzfähige Streitmacht. schreibt Giles Merritt, Gründer von Friends of Europe (im Bild).

Heute geben die europäischen Regierungen jährlich Hunderte Milliarden für die Verteidigung aus, doch es fehlt ihnen immer noch ein glaubwürdiger Plan. Es gibt weiterhin Streitigkeiten über die Ukraine, über das Gleichgewicht zwischen Drohnen, KI und konventionellen Waffen und über die gerechte Aufteilung gemeinsamer Projekte.

Untersuchungen zeigen, dass die europäischen Verpflichtungen nicht so schwach oder unterfinanziert sind, wie Kritiker behaupten. Doch die Zersplitterung und die nationale Abschottung der Rüstungsindustrie bleiben Europas zentrale Schwäche. Ohne eine Zentralisierung der Aufrüstung und eine klare Rollenverteilung wird Geld verschwendet.

Noch besorgniserregender ist der Mangel an politischer Debatte. Die Staats- und Regierungschefs gehen davon aus, dass Solidarität mit der Ukraine mit der öffentlichen Unterstützung höherer Verteidigungsbudgets einhergeht. Populistische Parteien könnten diese Bemühungen jedoch noch gefährden. Ohne eine klare Doktrin und ein umfassendes Mandat besteht die Gefahr, dass sich bei der Wiederaufrüstung Europas die Fehler der Vergangenheit wiederholen.

Hat es in letzter Zeit genügend Veränderungen gegeben, um Vertrauen in die Überwindung der Spaltungen und Rivalitäten Europas zu wecken? Wladimir Putin und Donald Trump haben Europa gemeinsam klargemacht, dass Sicherheit nur kollektiv gewährleistet werden kann. Doch ein glaubwürdiger Verteidigungsplan fehlt noch immer.

Die europäischen Regierungen planen jährlich Hunderte Milliarden für die Verteidigung auszugeben, haben jedoch nicht klar dargelegt, was, gegen wen, wie und mit welchen Waffen und Ressourcen verteidigt wird. Auf strategischer Ebene bedarf es dringend einer europäischen Sicherheitsdoktrin mit Zielen und roten Linien sowie einem entsprechenden Plan für die Verteidigungsfähigkeiten.

Europas „Koalition der Willigen“ muss möglicherweise irgendwann friedenserhaltende Bodentruppen in der Ukraine einsetzen, doch ihre Schwächen sind gravierend. Großbritannien und Frankreich streiten über die Einsatzregeln ihrer Soldaten: Sollen diese russische Angriffe abschrecken oder darauf reagieren? Was die mangelnden Fähigkeiten angeht, wären die Europäer auf die USA angewiesen, was Geheimdienstinformationen, zahlreiche Waffensysteme und logistische Unterstützung angeht.

Die Fragezeichen hinsichtlich einer „Stolperdraht“-Truppe in der Ukraine verweisen auf die Kernelemente eines Verteidigungs- und Aufrüstungsplans, über den sich die Europäer noch nicht einig sind. Inwieweit Drohnen und KI konventionelle Waffen ersetzen müssen, der komplexe Prozess der Loslösung von der US-Kontrolle und die gerechte Aufteilung gemeinsamer Waffenprojekte sind Bereiche, in denen sich viele europäische Regierungen noch immer uneinig sind.

Positiv muss man sagen, dass Europas Verteidigungsverpflichtungen nicht so schwach und unterfinanziert sind, wie Kritiker behaupten. Die europäischen NATO-Mitglieder geben proportional genauso viel für Sicherheit aus wie die Vereinigten Staaten und kompensieren ihre Abhängigkeit von der US-amerikanischen Machtdemonstration durch massive Käufe amerikanischer Waffen.

In einem kürzlich an das Pentagon gerichteten Bericht hat der führende US-Sicherheits-Thinktank RAND alle Kosten innerhalb der NATO zusammengerechnet und kam zu dem Ergebnis, dass die Europäer eine vergleichbare Belastung wie die USA tragen. Der häufig zitierte Anteil der Verteidigungsausgaben am BIP verzerre das Bild, da große indirekte Ausgaben nicht berücksichtigt würden.

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Zählt man zu den direkten Verteidigungsausgaben noch Friedensmissionen und kostspielige Wirtschaftssanktionen hinzu, sieht die Bilanz der gemeinsamen weltweiten Sicherheit in Partnerschaft mit den USA ganz anders aus. Auf die Europäer entfallen 38 Prozent, auf die asiatischen, arabischen und lateinamerikanischen Verbündeten 23 Prozent und auf Amerika 39 Prozent. „Kein Warnsignal, dass wir über den Tisch gezogen werden“, kommentierten die RAND-Forscher.

Europas Schwächen liegen in der Zersplitterung seiner Streitkräfte und dem Schutz, den die nationalen Regierungen ihren eigenen Rüstungsindustrien gewähren. Die EU-Regierungen und Großbritannien müssen sich zu einer deutlich engeren Zusammenarbeit verpflichten. Ihre Zusagen zu Verteidigungsausgaben laufen Gefahr, wirkungslos zu bleiben, wenn sie weiterhin nationale Beschaffungen betreiben, die Waffensysteme duplizieren.

Die Europäische Kommission hat vorgeschlagen, den Plan der EU zur gemeinsamen Finanzierung der Verteidigung durch einen neuen Beschaffungschef mit Sitz in Brüssel zu flankieren. Dies löste heftige Proteste aus den Hauptstädten der Länder und den führenden Rüstungsunternehmen der jeweiligen Länder aus. Europas Waffenexporteure verfügen über einen großen Anteil am globalen Rüstungsmarkt und wehren sich gegen jegliche Maßnahmen, die diesen Anteil verringern.

Dennoch ist klar, dass Europa nicht einfach versuchen kann, unterschiedliche nationale Regelungen zu einem stimmigen Ganzen zusammenzufügen. Es muss seine Wiederaufrüstung zentralisieren und einen revolutionären Plan entwickeln, der die Rollen und Verantwortlichkeiten der einzelnen Länder detailliert beschreibt.

Ein weiterer besorgniserregender Aspekt des europäischen Verteidigungswachstums ist das Fehlen einer politischen Debatte auf EU- und nationaler Ebene. Die Regierungen scheinen davon auszugehen, dass die Sympathie der Bevölkerung für die Ukraine zu einer breiten Unterstützung der Verteidigungsausgaben führt, die wahrscheinlich die Sozialleistungen und die finanzielle Stabilität beeinträchtigen werden.

Populistische Parteien in ganz Europa nähern sich der Macht und könnten die gemeinsamen Verteidigungsanstrengungen noch torpedieren. Die EU-Regierungen müssen nicht nur ihre Aufrüstungspläne darlegen, sondern auch eine öffentliche Diskussion anstoßen, die ein Handlungsmandat formulieren kann.

· Die in diesem Meinungsartikel von Frankly Speaking geäußerten Ansichten spiegeln die des Autors und nicht die von Friends of Europe wider.

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